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20.4.2013 - Ab nach Zypern?

Seit Tagen lese ich in meiner Lieblingszeitung, wie arm wir Deutschen sind und wie reich die Spanier, die Zyprer, die Italiener. Die Zyprer müssen reines Gold an den Füßen haben. Großgrundbesitzer, wahrscheinlich, jedenfalls Häuslebesitzer. Zu recht lamentieren nun Einige hierzulande über die korrupte Zentralbank, die Daten zurückgehalten hat, bis die Umverteilung von arm nach reich wieder einmal gesichert war.

Das Alltagsvorurteil widerspricht zwar der EZB-Statistik: Sind wirklich Leute reich, nur weil sie in eigenen Häusern wohnen, egal wie baufällig, egal ob die Wasserleitungen offen über die Wand laufen oder nicht, egal ob Zentralheizung oder nicht?

Was sind denn die Fakten? Die Deutschen wohnen seltener im Eigenheim als irgendwer sonst. Liegt historisch in Krieg und Vertreibung begründet – 17 Millionen haben damals ihre Häuser und Wohnungen verlassen müssen.

Aber: Das Bausparen zum Erwerb von Wohneigentum wird in der Bundesrepublik seit langem gefördert. Mit so mickrigen Prämien, daß nur eine ganz bestimmte Klientel von Geringverdienern (sagen wir mal der Kohlekumpel mit Hausfrau und vier Kindern in den 70er Jahren) durch staatliche Förderung zu Wohneigentum kommen konnte. Die große Politik will offenbar ein Volk von Mietern. Schließlich ist Vermietung für viele andere Bürger eine schöne Einnahmequelle.

Und, seien wir fair: Ein Hoch aufs deutsche Handwerk! Häuser hierzulande sind dermaßen solide, die müssen einfach ein Mehrfaches kosten im internationalen Vergleich. Ich habe einst in einem Londoner Vorort ein Reihenhaus von innen sehen dürfen. Es soll nicht arrogant klingen, aber es liegen Welten zwischen Häusern hier und Häusern dort. Ich kenne zwar kein zypriotisches Haus, aber viele griechische. Unter der Annahme einer gewissen Ähnlichkeit der Lebens- und Wohnverhältnisse im europäischen Mittelmeerraum...

Salomon würde den zornesroten Deutschen, die nicht immer wieder Zahlmeister der Union sein wollen, heute sagen: Guck mal hier, die Zahlen der EZB zur Vermögenslage der Haushalte. Zypern ganz vorn. Willste tauschen?
 

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19.4.2013 - Viel betreut, lang bereut…mir greut´s

Die FAZ vom 19. April 2013 zitiert einen Bürgermeister: Die laufenden Kosten für einen Platz in einer Kindertagesstätte betrügen 10.000 Euro pro Jahr. Die Einrichtung eines solchen Platzes koste ca. 25.000 Euro. Andere Schätzungen liegen höher. Zur Beschwichtigung des stirnrunzelnden Lesers wird weiter berichtet, im Durchschnitt verdienten Mütter, die ihr jüngstes Kind in einer KiTa betreuen ließen, brutto 570 Euro mehr als Mütter ohne Betreuungsplatz. Lieschen Müller fängt an zu rechnen: 10.000 geteilt durch zwölf minus 570…bevor ich losschrie, fiel mir ein, daß der Redakteur sicher 570 brutto pro Tag gemeint haben muß. Denn sonst – wofür eigentlich der ganze Aufwand? Und warum das Gezeter wegen des wirklich LÄPPISCHEN „Betreuungsgelds“, das mit 100 Tacken pro Monat so egal ist, das es kommen mag oder auch nicht. Die Dimension der vom Steuerzahler getragenen Fremdbetreuungskosten holt es so schnell nicht ein. Ich möchte bitte die Vollkosten der KiTa ausgezahlt bekommen, denn ich arbeite, zahle Steuern und nehme keine staatliche Fremdbetreuung in Anspruch. Dann mache ich es mir mit meinen Kindern zu Hause kuschelig und wir verprassen die Staatsknete gemeinsam. 

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14.4.2013 - Qualifikation statt Quote!

So heißt der Appell einer „Frankfurter Erklärung zur Gleichstellungspolitik“, die sich gegen Frauenquoten wendet. Was haben wir gelacht – sind doch mittlerweile Frauen und Mädchen fast überall besser qualifiziert als Männer / Jungen, mit besseren Schul- und Studiennoten und einem höheren Anteil an den höheren Bildungsabschlüssen.

Bravo, so wird Politik gemacht! Dreist das Gegenteil der Fakten behaupten. Das kann man(n). Denn: Ja, so wurden und werden Männerkarrieren gemacht: Sich selbst in den Vordergrund spielen und nie nie nie Fehler zugeben. Das Mantra des Erfolgs in unserer Mediengesellschaft: Eine Lüge, die du dreimal wiederholt hast, ist keine Lüge mehr.

Herr, laß Hirn regnen vom Himmel, gerne auch rückwärts vom Boden der gläsernen Decke her, die Ihr Männer Euch gebaut habt! Willsagen, Herr, laß doch auch mal ein bißchen Qualifikation an die Männer heran. Hauptsache, die Verlierer des männlichen Ellbogenkampfes kapieren endlich, daß nicht erst der letzte Mann seine Vollzeitverbeamtung oder seinen Aufsichtsratsjob verdient hat, bevor die erste Frau den Arbeitsmarkt betreten darf.

Nachschulung erwünscht.
 

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10.4.2013 - Trübsal der Kassenpatienten, Teil 1

Daß Kassenpatienten einige Wochen länger auf einen Facharzttermin warten müssen als Privatversicherte, wie heute wieder meine Lieblingszeitung vermeldete, ist nicht neu. Ähnliche Untersuchungen wurden schon veröffentlicht. Natürlich ein Skandal. Doch der größere Skandal ist wohl, daß der Mißstand (äh...Misssstand) nun seit langem bekannt ist und die Politik sich nicht rührt. Nicht wahr, Herr Bahr?



Fortsetzung folgt.
 

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9.4.2013 - I stand in wonder...

Heute las ich in meiner Lieblingszeitung von einem Streit an einer Highschool in Georgia, Vereinigte Staaten von Amerika, Land of the Free, Land of Hope and Glory. Es geht bei dem Streit darum, daß eine Schülerin nicht mehr getrennte Abschlußfeiern der schwarzen und weißen Schüler will, sondern eine gemeinsame Feier. Ist das ein verspäteter Aprilscherz oder ein Irrläufer von Agenturmeldung aus den 50er Jahren? Oder muß ich mein seit 42 Jahren positives Amerikabild revidieren?

Ratlos,

US
 

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Letzteres. Ich für meinen Teil stehe eher völlig baff da, weil das positive Amerikabild so lange Zeit unbeschädigt überstanden hat. Guantanamo ist noch immer da. Saddam Hussein hatte nie Massenvernichtungswaffen. Und (kleiner Zeitsprung unter Auslassung diverser außenpolitischer 'Fehltritte') Allende war demokratisch gewählt, zu Pinochet muss man wohl nicht viel sagen. Das alles mag den US-amerikanischen Otto Normalverbraucher nicht tangieren, aber wie ist es mit den folgenden Appetithäppchen? Die ab 2007 weltweit grassierende Finanzkrise wurde ausgelöst durch eine unüberschaubare Menge an leichtfertig vergebenen Immobilienkrediten in den USA. Ganze Stadtteile wurden zu Geisterstädten. Wir wollen jetzt nicht an uns selbst denken und vernachlässigen, dass man die Finanzkrise als eine der Ursachen der aktuellen Euroraum-Staatsschuldenkrise sehen kann. Aber es sind Zeiten wie diese (oder wie die Verwüstung von New Orleans durch den Hurrikan Katrina), wo mir das US-Sozialsystem weniger sozial als vor allem sozialdarwinistisch vorkommt. In welchem anderen Land der Welt würden sich Bürger so vehement gegen die Einführung einer flächendeckenden Krankheitsversicherung wehren? Und die Todesstrafe! Es gibt sie immer noch - und sie trifft viel zu häufig Farbige. Aber "Homeland Security could kill us all"[*] singen Green Day - und das ist keine poetische Übertreibung, muss man doch befürchten, "dass auch US-Bürger im Ausland Opfer (sei es als Kollateralschaden oder als Ziel) eines Drohnenangriffs werden können" [Wikipedia, "Unbemanntes Luftfahrzeug", Punkt 1.1.4, Stand 15.4.2013]. Ich unterstelle mit einer gewissen grimmigen Belustigung, dass das ganze Thema nur so hohe Wellen in den USA schlagen konnte, weil eben "auch US-Bürger" unser allgemeines Lebensrisiko als Mitbewohner desselben Planeten tragen müssen. Ich breche die Aufzählung an dieser Stelle ab und komme zum Fazit: mein Amerikabild ist bunt gemischt. Es pendelt zwischen den Extremen - genauso wie das Land selbst, in dem es einerseits gebildete Menschen gibt, die allen Ernstes glauben, dass das 'intelligent design' eine Alternative zur Darwin'schen Evolutionstheorie darstellen kann, und andererseits Heerscharen von Nobelpreisträgern, auch und gerade in den Naturwissenschaften. yours sincerely - pseudomuffin [*] Song "21st Century Breakdown" aus dem gleichnamigen Album***pseudomuffin

17.4.2012 - Familien im Glück: Guckt nach Frankreich, stupids!!

Warum nerven uns die Politiker mit ihrem ständigen Kleinklein angeblicher Familienförderung wie Betreuungsgeld oder gar Krippen? Warum langweilen uns die Medien mit der Behauptung, für Familien gäbe es 200 verschiedene Subventionen, wenn niemand, kein Politiker, kein Familienvorstand, auch nur zwei handvoll davon aufzählen kann, geschweige denn in Anspruch nimmt? Warum verwirrt man uns mit angeblichen Milliardenbeträgen der Subventionierung, wenn man das öffentliche Bildungswesen hineinrechnet? (Die journalistische Unsitte, Mondsummen mit diffusen Empfängergruppen in Beziehung zu setzen: „Kassenärzte erhalten zehn Milliarden mehr“ – unkonkreter geht´s nimmer?)

Ihr da oben! Tretet all eure angeblichen Familiensubventionen in die Tonne und macht, was die Franzosen uns vormachen: Familiensplitting der Einkommenssteuer. Am besten nur als „Kindersplitting“ ohne Vorteil für kinderlose Einzelverdiener. Dann sind doch alle glücklich: Wer ordentlich schafft, bekommt eine kräftige Steuererleichterung. Wer nicht schafft, dem nützen auch zehn Kinder nicht – Kinder als prekäres Finanzierungsmodell wird es dann nicht mehr geben. Und die Geburtenrate steigt wie in Frankreich! Aber – was heißt „not invented here“ auf französisch, pardon, auf deutsch? Hier kopiert man wohl nicht gern die Erfolge des westlichen Nachbarn. Ein Schelm, wer…
 

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16.4.2012 - Krippenausbau: fürs Kindeswohl oder fürs Bruttoinlandsprodukt?

Wer bis heute noch keine Vorbehalte gegen die Aufbewahrung von Kleinstkindern in Krippen gehabt hat, sollte sich den Artikel „Die dunkle Seite der Kindheit“ von Dr. Rainer Böhm in der FAZ vom 4. April 2012 ansehen (pdf ist googlebar ;-) ). Es geht um Dauerstreß bei Kleinkindern und um antisoziale Langzeitauswirkungen der frühen Fremdbetreuung. Belegt durch Langzeitstudien und neue wissenschaftliche Methoden.

Es macht mich traurig um der Kinder willen. Ob die „Wirtschaftseliten“, die auf dem Weg des Krippenausbaus mehr Mütter von Kleinstkindern zur Vollzeitarbeit bewegen wollen, ihren eigenen Kindern das antun, bezweifle ich. In welcher Gesellschaft wollen wir in Zukunft leben? Dem Kindeswohl dient die Krippe nicht. Daß Lobbyisten dreist behaupten, die Erziehung und Betreuung durch die Eltern sei grundsätzlich schlechter als durch Fachpersonal, und die Medien übernehmen das unkritisch…dazu fällt mir nichts mehr ein. 1984 taugt nicht mehr als Bild, weil das Jahr Vergangenheit ist…wer schreibt das neue Buch über eine Gesellschaft, die Kindeswohl und Menschenwohl dem Bruttoinlandsprodukt unterordnet?



U.S.
 

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4.2.2012 - Athen wird aktiv!

Vor zwei Jahren frustrierte uns die Nachricht, in Griechenland würden tausendfach Rentenzahlungen an längst Verstorbene erfolgen. Rentenbetrug offenbar ein makabrer Volkssport. Am 3. Februar 2012 vermeldet die FAZ, der Pleitestaat habe nun die Zahlungen an rund 60.000 „Phantomrentner“ eingestellt. Potzblitz, da hatte es ja jemand richtig eilig mit der Haushaltssanierung!

US
 

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3.2.2012 - Teurer Luxus Harmoniesucht

Zustimmung zu Europas Einheit ist eine Frage politischer Korrektheit, bedauert Professor Erich Weede in der FAZ vom 3. Februar 2012 (+ online). Das mag sein, doch vermisse ich bei Kritikern der Europa-Politik die Trennschärfe der Begriffe. Unter „Europa“ kann man vieles verstehen oder nur sehr Spezielles. Gerade wenn man im Hinblick auf Zustimmung oder Ablehnung der Bürger argumentiert, sollte man differenzieren. Sonst spielt man womöglich den Verschleierungen jener, die ihre Politik als vorteilhaft und moralisch zwingend verkaufen wollen, in die Hand.

Es ist eine traurige Wahrheit, daß unsere Regierung die Zustimmung zu allen denkbaren Aspekten europäischer Einheit als politische Korrektheit einfordert. Die tragische deutsche Harmoniesucht wird so zum teuersten Luxus. Wer Einwände gegen Milliardentransfers erhebt, wird als Europa-Gegner diffamiert, selbst wenn seine Vorschläge Europa und seinen Bürgern viel mehr nutzen würden als der nun praktizierte Durchmarsch (auch im Skat oft eine Verzweiflungstat). Weede argumentiert, daß Belohnung für schlechtes Wirtschaften nur noch schlechteres Wirtschaften hervorruft. Doch wie menschliche Handlungsanreize funktionieren, wird von ideologisch Verblendeten ja nicht seit gestern erst ignoriert (warum nur auch von unserer Regierung?).



Zur Erhellung der Analyse schlage ich vor, daß Diskussionen über den nebulös gebrauchten Harmoniebegriff „Europas Einheit“ folgende Differenzierung enthalten:

a) Europa als Gemeinschaft der Kulturen: Die kulturelle Annäherung innerhalb Europas, inkl. Multikulturalismus, Völkerverständigung etc. Das findet reichlich Anklang in der Bevölkerung, außer bei einer xenophoben Minderheit, und dürfte als friedensstiftend und moralisch wenig angreifbar gelten.

b) Europa als Wirtschaftsgemeinschaft mit erleichtertem Warenverkehr und Subventionierung schwacher Regionen: Schon diese Spielart findet bei der Bevölkerung wenig Zustimmung, weil Vorteile im Warenverkehr nicht unmittelbar gesehen werden und Deutschland als Zahlmeister Europas wahrgenommen wird.

c) Europa als Transferunion, bei der wirtschaftlich erfolgreiche Staaten Konsum und Schulden der erfolglosen Staaten tragen: Keine Frage, wie die Bürger darüber denken.

d) Europa als politische Einheit mit seiner Brüsseler Bürokratie: Das ist wahrscheinlich europaweit bei den Bürgern verpönt, dazu braucht man das Demokratiedefizit gar nicht zu erwähnen.



Man sieht bei dieser Aufteilung: Die drei vom Wahlvolk unerwünschten Aspekte b) bis d) zehren allein von dem positiven Bild, das Aspekt a) uns malt. Dies nutzen Politiker geschickt aus. Wer Gegner von b), c) oder d) ist, wird als Gegner von a) dargestellt, also als Rassist, Fremdenfeind, Reaktionär. Dieses Spiel spielen viele Medien mit. Vielleicht mangelt es an Trennschärfe im Denken.



Verdrossen,



I. Wonder
 

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26.1.2012 - Ökonomie des Rücktritts

Betrifft es andere Bananenrepubliken, dann werden unsere Diplomaten und Außenpolitiker sicher schnell das Rezept bei der Hand haben: Wenn ein Diktator zum Abtreten bewegt werden soll, muß man ihm dies materiell schmackhaft machen. Da braucht es Schutzmächte, die die Unversehrtheit von Leib und Leben des Diktatorenclans sicherstellen, da braucht es Villen im sicheren Ausland, Sportwagen, lebenslangen Wohlstand wie auch ein ordentliches Taschengeld, damit der Tyrann überhaupt anfängt, übers Abdanken nachzudenken. Klingt teuer für die wohlmeinende Weltgemeinschaft, ist es in der Bilanz aber nicht. Sofern danach der befreite Staat die Kurve kriegt, auf daß er nicht in die Unterliga –

gescheiterte Staaten – abrutscht.

Was also ist zu tun, wenn alle Welt auf den Rücktritt eines peinlichen Staatsoberhauptes wartet? Die richtigen Anreize finden – it´s the economy, stupid!
 

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nicht teuer? ... das stimmt aber nur so lange es nicht zu viele Ex-Diktatoren gibt, und deren Sippen auch nicht zuu weitläufig sind! Und wenn die Anreize zu hoch werden, besteht genau die Gefahr, daß dann mehr Leute die Karriere als Diktator machen, um später in den Genuß dieser dicken Abfindungen zu kommen! El Zorrero

25.1.2012 - Beratungsresistenz en vogue

Eigentlich müsste diese Plattform „Logbuch der Politikverdrossenheit“ heißen. Wir haben uns ja öfters gefragt, warum es einerseits all diese Gefälligkeitsgutachten gibt, bei denen der Auftraggeber das Ergebnis bestellt, bevor überhaupt der Preis ausgehandelt wird. Und warum andererseits Politiker den Rat der Experten gerne ignorieren, während der Grad eigener Expertise sich schon durch den Blick aufs Ressortkarussell mancher politischer Repräsentanten erschließt. Wer mal Wirtschaftsminister, dann Entwicklungs-, dann vielleicht Gedönsminister ist, könnte ja zumindest so tun, als ob er sich für Expertenwissen interessierte. Uns Steuerzahlern tut es um das Geld für die vielen Gutachten leid, das die Expertenindustrie in Schwung hält.

Ein Buch zur Politikberatung* scheint die traurige Wirklichkeit aktuell unter die Lupe zu nehmen. In seiner Rezension zitiert daraus Caspar Hirschi (in der FAZ vom 2.1.2012) den Bildungsforscher Hans Mertens mit deprimierendster Analyse: Die Konsultation offizieller Experten diene in der Hauptsache der Legitimität. Genau wie man seit Jahrzehnten Zahnpasta mit dem Spruch „medizinisch getestet“ verhökert, wohl wissend, daß es nicht aufs Testen, sondern aufs Ergebnis ankäme, so scheinen windkanalgestylte Politiker uns ihre Aktionismen unter dem Motto „Experten wurden befragt“ oder „Gutachten ist erstellt“ als fundierte Entscheidungen unterjubeln zu wollen.

*Wissenschaftliche Politikberatung. Hrsg. Margret Kraul, Peter-Tobias Stoll, Wallstein Verlag, Göttingen 2011.



Verdrossen

I.W.
 

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24.1.2012 - Endlich Kompetenz!

Als brave Bürger hatten wir ja selten mitlachen wollen, wenn wieder einmal über büroschlafende Staatsdiener und Beamtenmikado gescherzt wurde. Wie befreiend wirkt nun die Klärung von höchster Stelle: Eine Bundesministerin will ein Kompetenzzentrum einrichten. Sollte die Ministerialbürokratie in Bund und Ländern Kompetenz bei der Personalauswahl vernachlässigt haben?

Da werden Erinnerungen wach an den gemeinen Vorwurf, Behörden und Ministerien seien die natürlichen Arbeitgeber der Arbeitsscheuen und Kompetenzfreien. Unvergessen ist ja die Beschäftigung teurer Anwaltskanzleien durch das Bundesministerium für Justiz, um Gesetzesvorlagen formulieren zu lassen. Wer hat damals eigentlich die Mitarbeiter des Ministeriums für den Rufschaden entschädigt?
 

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17.1.2012 - Fluglärm macht krank, Flugdreck nicht?

Okay, okay, wir wissen nicht, ob der seit November in unserem Nordfrankfurter Viertel öfters aufkommende Smog, der deutlich nach raffinierten Erdölprodukten stinkt, von den Fliegern oder der Autobahn herrührt. Doch seit uns Kunde erreichte, daß vor der Landung erst einmal überschüssiges Kerosin abgelassen wird, das reichlich vorhanden ist, wenn ein Flugzeug nicht vielmals über Rhein-Main kreisen mußte, um einen Landeslot zu bekommen – seit wir davon gehört haben, rechnen wir mit dem Schlimmsten. Obwohl es eigentlich egal sein sollte, ob Auto- oder Flugverkehr unseren Kindern Asthma und Neurodermitis bescheren.



In unserer Lieblingszeitung lasen wir heute auf der Titelseite empörende Rechtfertigungen. Selbst wenn zehntausende Arbeitsplätze geschaffen würden durch eine Einrichtung, die nur Hunderte krank macht. Selbst wenn die Mehrheit der Wahlbürger gelassen bleiben sollte ob der Ausweitung des Flugverkehrs, während nur wenige hundert erkranken – soll die Herrschaft der wenig betroffenen Mehrheit so bedingungslos über die geschädigte Minderheit ausgeübt werden? Gab es einmal das Recht auf körperliche Unversehrtheit, gab es Grundrechte, die als nicht disponibel galten? Die Häme, mit der manche Autoren nun über Landebahngegner aus jenen Stadtteilen berichten, die als besitzbürgerlich umschrieben werden könnten, erscheint der bildungsbürgerlichen Leserschaft hoffentlich als das, was ihr Motiv ist: wohlfeile antielitäre Anbiederung. Bevor gebetsmühlenhaft das Sankt-Florians-Prinzip bemüht wird, würde ein bißchen Empathie wohltun. Könnte es nicht sein, daß die Landebahngegner von heute sich schlicht vorher nicht ausmalen konnten, wie es den Flughafengegnern von gestern erging? Die Wirklichkeit zu erleben ist drastischer als jede Demo im Nachbarort, über die die Lokalpresse berichtet. Wenn heute die eloquenten Gutvernetzten auf die Straße gehen für ihre Gesundheit und den Werterhalt ihrer Immobilien…vielleicht erreichen sie mehr für die Region als die bisherigen Protestierer, schlicht weil sie mehr politischen Druck erzeugen. Doch bei aller Lärmkritik – das ist nicht die einzige Immission, die Luftverkehr mit sich bringt.



U.S.
 

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Die 'Arbeitsplätze in Gefahr'-Keule. Mit der lässt sich alles regeln. Bevor wir zulassen, dass Arbeitsplätze verloren gehen, und seien es nur 140 oder so, da lassen wir doch lieber die Leute weiter ihrer Beschäftigung nachgehen und Steuern zahlen. Ist doch letztlich egal, was für eine Art von Beschäftigung das ist und welche riesigen Nebenwirkungen auch noch im Päckchen stecken - her mit der Lex BASF (oder RWE oder Vattenfall oder Fraport oder...)! Ist übrigens auch wirklich unanständig von den Leuten, dass sie kein Gen-Essen auf dem Teller haben wollen. Vielleicht hätte es wenigstens in der Kantine des Bundeswirtschaftsministeriums öfters mal Amflora-Pommes oder Kroketten 'Amadea' geben sollen. In Rainer Brüderles Alter hätte ich ja auch keine Probleme mehr damit, werbewirksam ich-weiß-nicht-was zu verkosten. Ein Fernsehspot mit Familie Rösler beim Genkartoffel-Verzehr würde uns dagegen über einiges nachdenken lassen. Und vielleicht endlich mal das Wulff-Thema aus den Schlagzeilen verdrängen. Aber jetzt is ja eh zu spät. pseudomuffin

Das Problem scheint einmal wieder "das materielle Interesse der Mehrheit der Wähler" zu sein (s. 'Unrechtsstaat, bessere Dich' vom 10.11.2009, um das Zitieren der Quelle nicht zu vergessen). Aber von welchem gewählten Entscheidungsträger dürfen wir verlangen, den Ast abzusägen, auf dem er selber sitzt? Was würden wir selbst denn tun?

nixe

30.12.2011 - Organspender sind Helden – hoffentlich wissen sie das

In meiner Lieblingszeitung würde kürzlich darauf hingewiesen, Organspende und „sanftes“ Sterben mit palliativmedizinischer Versorgung statt Apparatemedizin stünden in krassem Gegensatz zueinander. Das ist kaum allgemein bekannt. Der Trend scheint gegen ein durch Apparate verlängertes Leben an Schläuchen und Kabeln zu gehen. Während Politiker demnächst jeden Bürger zwingen wollen, sich mit der Frage der höchstpersönlichen Spendebereitschaft zu befassen – in der Hoffnung, dann mehr Organspender zu mobilisieren.

Doch folgt man Oliver Tolmein in der F.A.Z. vom 13. Dezember 2011 und Leserbriefautor Anton Graf von Wengersky (F.A.Z. vom 19. Dezember 2011), dann erfordert eine bevorstehende Organspende geradezu den Einsatz von Apparaten, und ohne Narkose geschehe die Organentnahme unter Qualen.

Wenn dem so ist, dann sind potentielle Spender noch größere Helden, als sie bisher schon galten. Ein solcher Sachverhalt sollte bloß jedem bekannt sein, der aus gutem Willen einen Spenderausweis bei sich trägt. Während ich selbst bisher nur befürchtete, es könnte bei der Organspende zu korruptem Kalkül williger Mediziner zugunsten zahlungskräftiger Kunden kommen, so dürfte der neu beschriebene Gegensatz „sanftes Sterben“ vs. Organspende wohl für viel mehr Menschen ein Ablehnen der Spende bedeuten als eine diffuse Angst vor Korruption.

Von Wengersky zeigt einen Lösungsansatz aus der Schweiz auf: Organentnahme nur unter Vollnarkose. Palliativmedizinisch behandelte Sterbende schieden als Spender von vornherein aus – das muß allen bekannt sein, die eine Patientenverfügung unterzeichnen.
 

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Alle wollen nur unser Bestes...In der FAZ vom 12. Januar zitiert Peter-Philipp Schmitt die Deutsche Stiftung Organtransplantation dahingehend, Patientenverfügungen seien eigentlich etwas für chronisch Schwerstkranke. Wer als junger Mensch verunglücke, so liest man zwischen den Zeilen, könnte sich durch eine solche Verfügung womöglich seine Lebensrettung verspielen. Wenn da mal nicht mit der Angst gespielt wird... U.S.

19.12.2011 - Gibt es sie noch, die guten alten Werte?

Als ich klein war, wurde das Verschweigen der Antwort auf eine Frage, die mir mit einem bestimmten, mir bekannten Frageziel gestellt wurde, als Lüge bezeichnet. Wer wortklauberisch begründet, daß er eine Frage nicht dem Sinn nach, sondern den Buchstaben nach beantwortet hat, ist in dieser Sichtweise ein Lügner.

Mit gutem Grund soll man sich scheuen, Parteipolitiker in repräsentative Staatsämter zu hieven. Dafür ist eine Parteikarriere kaum qualifizierend, ganz im Gegenteil. Ich ernte zwar nur mattes Lächeln, wenn ich fordere, Politiker sollten Vorbilder sein, aber es gibt doch einzelne exponierte Posten, wo man sich das wünschte. Warum sich die großen Medien von Kreditkonditionen etc. ablenken lassen, das weiß nur deren Hauszensor allein. Worum es wirklich geht, ist die Frage nach Wahrhaftigkeit, Integrität, Anstand. Und die lassen keine Lüge zu.
 

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dann muß also ein armer politiker immer nachdenken, was mit der frage gemeint ist, die man ihm gestellt hat - anstatt einfach die frage nach ihrem wortlaut sauber zu beantworten - und gut isch´s? wenn das so ist, will ich gar nicht mehr politiker werden - und schon gar nicht bundespresident.

Ist das Meinungsmache oder einfach Thema verfehlt? In der FAZ vom 3.2.2012 ist eine Analyse des Allensbacher Instituts vorgestellt (online unter dem Titel „Die Anatomie des Wulff-Skandals“). In keinem Punkt der zugrundeliegenden Umfrage wurde offenbar die Akzeptanz des Lügens eines hohen Repräsentanten berührt. Alles dreht sich um Details von Krediten, Schnäppchenjagd, Abstraktes wie „höherer moralischer Anspruch“. Solange der Eiertanz auf peinlichen Nebenschauplätzen nicht aufhört, wächst das Gras in Ruhe weiter – Thumbs up für den Amtsinhaber. Verdrossen, U.S.

18.10.2011 - Crisis! What Crisis?

Glaubt man der Zeitung, dann schlittern wir von einer Krise in die nächste. Ich habe längst den Überblick verloren. Seit 2001 ist gefühlt Krise, daran ändern auch winzige positive Ausschläge auf dem Aktienmarkt nichts. Also wird Krise zum Dauerzustand und Lebensgefühl. Wir Bürger und Wähler verziehen uns in biedermeierliche Nischen, denn Politikverdrossenheit ist nicht steigerbar, oder?

Für die Medien, die unbedingt regelmäßig neue Krisen-Säue durchs Dorf treiben wollen, hier ein paar Anregungen: Eine sichere Bank sind die globalen Dauerkrisen naturgewalthafter Art, an der kein Mensch, auch kein Gutmensch, mehr etwas ändern kann. Also Klimakatastrophe, Artensterben, Überflutung der Niederlande oder der Malediven...Auflage bringen Krisen, die das Portemonnaie des Steuerzahlers ganz dünn und des Wutbürgers Hals ganz dick machen, also Euro-Krise, Transferunionen in Zonen des Dolcefarniente. Das hat immerhin den Charme des (relativ) Aktuellen. Langweilig dann wieder: Krise des Parteiensystems, Verkehrskollaps, Krise des Gesundheitssystems. Die sind zwar in ihren Feinheiten immer wieder aufs Neue kafkaesk, doch der verdrossene Bürger winkt ab und blättert weiter. Nicht ohne beschlossen zu haben, demnächst nicht mehr wählen zu gehen und die Auswanderung ernsthaft zu überdenken. Also: welche Krise als Nächste?
 

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...sichere Bank...hehe! Moni Relich, Altenberg

Und wo bleibt das Positive? Tessa M., Hamburg

12.11.2009 - Gutvernetzte Pappkameraden

Leser Bölling ordnet am 11.11.2009 die Minister der Schauspielzunft zu. Gut beobachtet, denn Schauspielerei gehört zum Altmännernetzwerk wie die Lüge zur Höflichkeit.

Ist es zynisch, wenn wir Bürger beim Ressortkarussell der Ministerien nur noch resigniert zur Kenntnis nehmen, daß der einstige vorgebliche Familienfachmann nun der erste Kompetenzträger in Finanzpolitik oder Entwicklungshilfe sein mag? Nein, eigentlich kennen wir das ja aus der ebenso verflochtenen Deutschland AG, wo Aufsichtsratsposten nach Stallgeruch vergeben werden. Der Unterschied: Die Aktionäre und sonstigen Unternehmenseigner sind selber schuld, sie hätten Mitspracherecht. Wir Wähler dagegen…freuen uns immer wieder daran, daß nicht nur der Teufel, sondern auch der Beelzebub handwerklich anständige Arbeit abliefern kann.

Cheers

Homer
 

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Das kommt mir irgendwie bekannt vor.

Unsere Minister sind eben hochbegabte Allrounder, die sich nur ganz kurz in ein neues Aufgabenfeld einlesen müssen, danach sprudeln schon die genialen Ideen. Apropos Old Boys Networks (OBNs): Es wird doch langsam besser...wie oft bemühen sich unsere Medien, auch mal Unternehmens-Chefinnen zu portraitieren. Ganz am Textende kommt dann oft der Hinweis, daß hier eine Tochter der Eigentümerfamilie zum Zuge gekommen ist. Honi soit...das erinnert mich immer an die ostasiatischen Politikerclans, die ja schon eine Vielzahl weiblicher Staatschefs hervorgebracht haben. Blut ist eben doch dicker als Wasser, wenn kein Stammhalter den Laden übernehmen kann. Skeptisch, Geli Fuchs, Erftstadt

11.11.2009 - Malus? Ach was!

Peinlich, wenn eine Bank, die Steuergeld nimmt, verkündet, sie führe einen Malus für Managerbezüge ein, wenn sie die Grundstufe Latein verdreht. Soso, ein Malus sei es also, wenn ein Bonus nicht gewährt werde. Das berichtet meine Lieblingszeitung am 11. November 2009 (ein Karnevalsscherz?). Trauriger als die denkbare Pressemeldung eines um Imagegewinn kämpfenden Unternehmens stimmt mich die Darstellung der Zeitung, die solchen Nepp hinterfragen müßte. Stattdessen zitiert man die Commerzbank zu ihrem „Malussystem“. Wörtlich: „Würden bestimmte Ziele nicht erreicht, gingen die in die Bonusbank eingezahlten Beiträge ganz oder teilweise verloren.“

Har har! Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

In Trauer



U.S.
 

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10.11.2009 - Unrechtsstaat, bessere Dich!

Drei Gründe, warum wir noch in einem Unrechtsstaat leben könnten:

Die Opfer des Dritten Reichs wurden bis heute nicht richtig entschädigt, die Täter selten angeklagt und noch seltener verurteilt, wie Dr. Korn in der heutigen FAZ bemängelt. Auch die Entschädigung Vertriebener und Flüchtlinge durch die Bundesregierung steht noch aus.

Die Enteignungen der kommunistischen Diktatoren wurden nicht rückgängig gemacht.

Das Problem mag das materielle Interesse der Mehrheit der Wähler sein. Gerade das sollte aber ein Rechtsstaat nicht über die Gerechtigkeit stellen, geschweige denn einen Diebstahl nachträglich legalisieren. Ansonsten gibt es zahllose Beispiele, daß dieser Staat als Rechtsstaat handelt. Bloß sind bei den alltäglichen richterlichen Entscheidungen selten derart immense Immobilienwerte im Spiel. Es ist eine Schande.

Wonder
 

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Wieso fragt Ihr eigentlich meine Email-Adresse ab, wenn Ihr sie doch gar nicht braucht?

Big Brother

Die Einträge unter www.politikblock.de habe ich mit Vergnügen gelesen. Besonders gefiel mir "Unrechtsstaat, bessere dich", obwohl auch ich Zweifel habe, ob die darin enthaltenen Sachaussagen Aussicht auf Zustimmung bei einer Mehrheit unserer Zeitgenossen haben. Eigeninteresse und Gerechtigkeitsnormen liegen ja nicht selten im Konflikt. Herzliche Grüße H.K.

30.10.2009 - Memento Statistiklügen

Es kann nicht lange her sein, daß meine Lieblingszeitung die Schönung der Arbeitslosenstatistik durch die Bundesregierung kritisierte. Nicht gezählt würden Arbeitslose, die gerade an einem der mehr beschäftigungstherapeutischen Kurse teilnehmen, oder die älter als 55 Jahre alt sind, oder die sich nicht regelmäßig beim Amt melden. War die Dunkelziffer der Arbeitslosigkeit schon vor den jüngsten Änderungen im Datenstyling auf Millionenhöhe, so darf man heute wohl getrost 70 bis 100 Prozent der offiziellen Zahl hinzurechnen. Allzeit wohlfeile Ausrede übrigens: "Die EU hat es so vorgegeben." Soso. Na wenigstens gilt die konfuzianische Weisheit "Wer bezahlt, bestimmt" nicht in der EU.

Es stimmt jedenfalls traurig, daß heute auf Seite 11 die Regierungszahlen unreflektiert dargestellt sind. Im Kleingedruckten unter den Grafiken immerhin der erhellende Hinweis: "Voraussetzung für die Registrierung (als arbeitslos)" seien unter anderem die "aktive Arbeitssuche" und die "Verfügbarkeit für Vermittlung". Honi soit...da kommen uns die Tausendschaften, deren Trägheit sie aus der Statistik fallen läßt, doch ungemein gelegen, nicht wahr?

I. Wonder
 

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 Kommentare lesen (2)


Die Kunst, mit vielen Zahlen Beliebiges zu suggerieren, ist weder neu noch eine Erfindung unserer gewählten Volksvertreter; damit müssen wir wohl leben und lernen, zwischen den Zeilen zu lesen. Aber wer tut sich das schon an?

Meine Lieblings-Statistiklüge ...

Was pseudomuffin völlig außer Acht läßt, ist, dass die Dunkelziffern ja andererseits auch das Problem sind...

g.t.

29.10.2009 - Kultur der Schönfärberei

In meiner Lieblingszeitung schreibt heute Regina Mönch über die Gewalt, der manche Kinder der Unterschicht durch ihre Eltern ausgesetzt sind. Eine Kultur des Wegschauens und der Schönfärberei lässt diese Kinder im Stich. Längst weiß man ja, daß aus geprügelten Kindern prügelnde Jugendliche und Erwachsene werden können. Doch trauen sich offenbar Staat und Gesellschaft und Behörden und Passanten und Medien und und und nicht, die Verantwortlichen beim Namen zu nennen (Danke an Regina Mönch) und zur Rechenschaft zu ziehen. Wer schützt eigentlich diese Kinder vor ihren Eltern? Eigentlich ist es zynisch, dies einfordern zu müssen, um das Heranwachsen gewalttätiger Generationen zu verhindern. Um der Kinder selbst willen mag offenbar niemand einschreiten. Wieder ein Fall von politischer Korrektheit, Eltern fröhlich auf ihre Kinder eindreschen zu lassen? Kriteriencheck: ja, das Wegsehen ist bequemer. Ja, es ist derzeit auch billiger. Bingo, wegsehen ist pc und spart Steuergelder im aktuellen Budget. Nach uns die Sündflut.

Weia A.U.
 

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Moment mal, den Artikel habe ich auch gelesen. Es ging da um kulturell bedingte Verhaltensweisen in bestimmten Einwanderermilieus. Wer wäre nicht für kulturelle Vielfalt?

Nadine Ü.

Diese Arroganz der Westeuropäer ist kaum erträglich. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts war Prügelstrafe in unseren Schulen gang und gäbe. Nicht zu vergessen die Behandlung der Heimkinder nach (!) dem Zweiten Weltkrieg - die Aufarbeitung dieser Greuel läuft ja gerade.

Hoffnungsvoll

L. Bruder

28.10.2009 - Gutmenschen, pc und Tabus

Habe gerade das Stichwort "Gutmensch" wikipediert und bin bass erstaunt. Offenbar haben selbsternannte Linksintellektuelle den Begriff für sich vereinnahmt. Und gleich die ironische Verwendung des Kürzels "pc" in die rechte Ecke gestellt. Die Kritik an der Tabuisierung bestimmter Themen oder Wörter wird gemäß Wi. diffamiert (wie soll man eigentlich die Welt verbessern, wenn man Mißstände nicht benennen darf? Ein Naturwissenschaftler versteht sowas nicht). Ein Leserbrief in meiner Lieblingszeitung dazu heute sinngemäß, Deutschland sei wohl in Sachen Demokratie und Meinungspluralität noch nicht so weit.

Wer sich gegen Diffamierung und Tabus mit Komposita, die mit "-keule" enden, wehrt, verstärkt laut Wi. nur die Ablehnung der Meinungsmacher (vielleicht keine Naturwissenschaftler, und wie intellektuell ist eigentlich Logik?).

Ist uns noch zu helfen?

I. Wonder
 

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